Yoga Nidra ist weit mehr als eine Tiefenentspannungstechnik, als die der yogische Schlaf gerne vermarktet wird. Yoga Nidra ist eine yogische Technik, die den Praktizierenden ursprünglich auf seinem spirituellen Weg weiterbringen sollte, indem der Geist geklärt und Meditation möglich wurde.
Das Sanskritwort „Nidra“ bedeutet Schlaf. Die indischen Yogis meinten mit Schlaf aber nicht nur den traumlosen Schlaf, in dem wir kein Bewusstsein haben, sondern eben auch alle Zustände zwischen dem Tiefschlaf und dem absoluten Wachsein. Dieser Zustand zwischen den Realitäten, wie ich ihn gerne bezeichne, spielt bei Yoga Nidra eine Hauptrolle.
Insofern ist Yoga Nidra nicht nur die Technik, sondern meint diesen speziellen Zustand, in dem sich das Bewusstsein verändert und tiefe Heilung möglich wird. In diesem Zustand kommt der Körper in einen Zustand absoluter Tiefenentspannung und lässt los.
Wie wirkt Yoga Nidra?
Yoga Nidra entspannt auf folgenden Ebenen:
- Körperlicher Ebene:
Die Skelettmuskulatur entspannt sich, was Schmerzen lösen kann, die von Verspannungen herrühren. Yoga Nidra wirkt auch aufs vegetative Nervensystem und stimuliert den Vagusnerv in spezieller Art und Weise, sodass der Körper sich im Entspannungsmodus befinden, Entspannungshormone ausschüttet und sich regeneriert.
- Emotionale Ebene:
Yoga Nidra stellt einen Zustand her, in dem die Identifikation mit der Emotion aufgelöst wird und sie den Körper verlassen kann.
- Mentale Ebene:
Auf dieser Ebene kommt vor allem das Gedankenchaos zur Ruhe und der Geist hört damit auf, sein selbst erschaffenes, kontinuierliches Drama aufrecht zu erhalten. Die ichbezogenen Gedanken stellen sich ein. Es entsteht heilsame Ruhe.
Was geschieht während Yoga Nidra im Gehirn?
Gehirnaktivität kann mithilfe einer Elektroenzephalografie (EEG) nachgewiesen werden und zeichnet die Spannungsschwankungen auf. Diese Spannungsschwankungen werden in Hertz (Hz) angegeben. Je nachdem ob wir gerade wach sind oder schlafen, ob wir aktiv oder entspannt sind, verändern sich diese Wellen.
Beta: In diesem Bewusstseinszustand sind wir vollständig wach. Die Wellen schwingen am schnellsten.
Alpha: Das Gehirn befindet sich in leichter Entspannung. Die Wellen verlangsamen sich.
Theta: Im Thetazustand befinden wir uns im leichten Dämmerschlaf. Wir nehmen nicht mehr alles bewusst wahr und Traumbilder können auftreten. Die Wellen schwingen sehr langsam.
Delta: Hier befinden wir uns im Tiefschlaf, in dem wir kein Bewusstsein mehr über uns selbst, Raum oder Zeit haben. Langsamste Wellenbewegungen.
Am Anfang der Yoga Nidra Übung befindet man sich weitgehend im Alpha-Bereich, in dem sich der Körper zu entspannen beginnt und die Gedanken langsam zur Ruhe kommen. Im Verlauf der Übung befindet man sich aber auch immer wieder im Theta-Bereich. In diesen Zuständen regeneriert sich der Körper und Schlafdruck wird abgebaut. Viele Praktizierende haben hier den Eindruck, eingeschlafen zu sein, weil sie das Bewusstsein in dieser Zeit teilweise verlieren. Einige Teilnehmer berichten hier auch von Traumbildern oder frühkindlichen Erinnerungen, die sie bei vollem Bewusstsein vor dem inneren Auge gesehen oder erleben. Solche Erfahrungsberichte liefern Hinweise darauf, worauf wir in diesem Theta-Zustand Zugriff haben: Auf unser Unterbewusstsein.
Während Yoga Nidra haben wir gezielt Zugriff auf unser Unterbewusstes – ähnlich wie in der Hypnose. Im Detail zu erklären, wie man hier Einfluss aufs Unterbewusste nehmen kann und welchen Mehrwert diese Arbeit hat, würde den Rahmen dieses Artikels allerdings sprengen.
Wichtig zu wissen ist: Yoga Nidra ist ein äusserst potentes Tool und eine wunderbare Praxis für alle, die sich in der Tiefe mit sich selbst auseinandersetzen und sich heilen wollen. Ich biete immer wieder Workshops im Bereich Yoga Nidra an. Zu den aktuellen Anlässen gelangst du hier. Weiter habe ich ein Buch über Yoga Nidra in der Schwangerschaft geschrieben, welches du hier bestellen kannst.
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