Die allermeisten Frauen kommen zu mir in die Geburtsvorbereitung, weil sie Angst vor den Schmerzen der Geburt haben und nicht wissen, ob sie mit den Wehen umgehen können. Die meisten Frauen wünschen sich eine Lösung, wie man den Schmerz mindern, ihn ganz „wegmachen“ kann, ohne zu invasive Schmerzmedikamente in Anspruch nehmen zu müssen. Leider hat diese Einstellung zur Folge, dass sich die Frauen kaum mit der Rolle der Schmerzes auseinandersetzen und so auch nicht verstehen, welche Chancen er bereithält. In diesem Artikel erkläre ich dir, wieso wir den Geburtsschmerz brauchen – und in der Vorbereitung darauf setzen sollten, ihn anzunehmen.
Welche Funktion hat der Schmerz während der Geburt?
Schmerz soll im Grunde immer dasselbe tun: Den Körper vor Schaden bewahren, in dem er den Körper in einen Zustand versetzt, in dem er sofort handelt. Jeder kennt das Beispiel der heissen Herdplatte: Das Kind legt seine Hand auf die Herdplatte und zieht sie instinktiv sofort wieder zurück. Der Schmerz bewahrt das Kind vor schlimmeren Verbrennungen. Allerdings ist der Schmerz während der Geburt der einzige Schmerz, der im eigentlichen Sinne kein Alarmzeichen ist. Der Geburtsschmerz signalisiert nicht: „Achtung, da ist etwas total falsch“, sondern eher „Da geschieht etwas sehr Unübliches, auf das du deine gesamte Aufmerksamkeit richten solltest!“ Du siehst: Schmerz macht also aktiv – sei es beim Kind mit der Herdplatte oder bei der gebärenden Mama.
Während der Geburt zwingt der Schmerz die Gebärende, ihre volle Konzentration auf das Geburtsgeschehen und den eigenen Körper zu richten. Die Gebärende nimmt die Veränderungen im Körper so besser wahr und handelt instinktiv. Wenn ich mit Frauen im Geburtszimmer bin, fällt mir jedes Mal auf, wie intuitiv ihre Bewegungen sind. Sie wissen immer ganz genau, welche Positionen für sie aushaltbar sind und welche zu grösseren Schmerzen führen. Die Mutter schützt sich selbst vor Verletzungen, die während der Geburt passieren könnten. Aber nicht nur sich: Die Mama bewahrt ihr Kind dadurch durch Fehleinstellungen, die dem Kind weh tun oder gar schaden könnten.
Der Schmerz schützt so Mutter und Kind vor schlimmeren Szenarien und das Kind vor zu vielen eigenen Schmerzen.
Er hat aber noch eine wunderbare dritte Funktion: Er schüttet Endorphine aus, welche eine schmerzstillende Wirkung haben.
Ich finde es ungemein wichtig, sich der Funktion des Schmerzes bewusst zu werden und dadurch dem Geburtsschmerz eine Existenzberechtigung einzuräumen. Geburtsvorbereitende Methoden, die mit Schmerzfreiheit werben, übersehen eine wertvolle körpereigene Ressource.
Im Yoga Mama Kurs bringe ich dir den Schmerz als Freund näher und zeige dir einen Umgang auf, der dich tatsächlich in einen Zustand versetzen kann, in dem du den Schmerz als nicht mehr so übermächtig, vielleicht sogar als gering wahrnimmst und stattdessen eine Trance erreichst. Dafür ist es aber relevant, dass ich dir nicht verspreche, dass du schmerzfrei gebären wirst, sondern dich auf den Mehrwert des Schmerzes hinweise. Erst dann, wirst du dich auf ihn einlassen können. Erst dann, wirst du keine Angst mehr vor dem Schmerz haben. Und Angstfreiheit ist der Schlüssel!
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