Angst vor den Schmerzen bei der Geburt

Die allermeisten Frauen fürchten sich vor den Schmerzen der Geburt. Woher kommt diese Angst? Und welche Ressourcen haben wir gegen den Schmerz? In diesem Artikel möchte ich dir einen Überblick über das grosse Thema Schmerz während der Geburt verschaffen.

Fast jede Frau geht davon aus, dass eine Geburt weh tut. Wehen – dass sei der schlimmste Schmerz überhaupt, den eine Frau empfinden kann. Doch woher kommt diese Annahme, noch bevor wir selbst geboren haben?

Wir sind auf Schmerz konditioniert

Dass wir davon ausgehen, dass Geburt weh tut, hängt mit einer tiefen Konditionierung zusammen. Überlege dir kurz, in welchem Film du zuletzt eine Geburt gesehen hast? Wie wurde diese Geburt dargestellt? Die allermeisten Filmproduktionen stellen Geburten dramatisch und klischiert dar. Fruchtblasen platzen ohne Vorwarnung, Frauen werden mit Blaulicht ins Spital gefahren, dort angekommen kreischen und pressen sie, während ihre Partner angewiedert oder traumatisiert in die Runde blicken. Diese Filme prägen uns – und haben herzlich wenig mit der Realität zu tun.

In meinen Geburtsvorbereitungskursen muss ich immer wieder gegen diese falschen Bilder ankämpfen. Ich erkläre, dass Fruchtblasen zu Beginn der Geburt beispielsweise noch gar nicht unbedingt aufgehen müssen. Ich erkläre, dass der Hauptteil der Geburt nicht etwa aus Presswehen besteht und man sich stattdessen auf eine sehr lange Zeit einstellen muss, in der man sehr regelmässig Wehen hat, welche den Muttermund aufgehen lassen. Und ich erkläre, dass Geburten auch sehr ruhig ablaufen können. Nicht dramatisch sein müssen.

Aber nicht nur Filme konditionieren uns. Unser Unterbewusstes speichert alles, was wir jemals mit unseren Sinnen bezüglich Geburt aufgenommen haben: Was unsere Freundinnen erzählt haben, was wir gelesen haben, wie wir selbst geboren wurden. Und all diese Eindrücke verschmelzen dann in unserem Inneren zu einem Konzept. Und dein individuelles Konzept Geburt bestimmt, wie du über Geburten denkst und auch, wie du gebären wirst.

Erwartungshaltung

Tatsächlich ist es nämlich so, dass die Erwartungshaltung, wie gross der Schmerz sein wird, einen grossen Einfluss darauf hat, wie dann schlussendlich der Schmerz auch empfunden wird. Das zeigt auch eine Untersuchung mit schwangeren Frauen aus Holland und den USA. Alle Frauen wurden vor der Geburt befragt, wie sie die Intensität des Wehenschmerzes einschätzten und ob sie davon ausgingen, Schmerzmedikamente zu benötigen. Der Anteil der Amerikanerinnen, der von sehr heftigem Schmerz ausging war deutlich höher als bei den Holländerinnen. Nach den Geburten wurden dieselben Frauen erneut befragt. Und tatsächlich hatten die Amerikanerinnen, welche heftigen Schmerz erwarteten deutlich mehr Schmerzmedikamente benötigt. Viele der Holländerinnen, welche von auszuhaltendem Schmerz ausgingen, erlebten diesen auch als aushaltbar. 

Individuelle Einflüsse aufs Schmerzempfinden

Nicht nur die persönliche Konditionierung und die Erwartungshaltung beeinflussen, wie wir den Schmerz empfinden. Es gibt auch schlichtweg genetische Einflüsse. So haben die meisten Frauen beispielsweise eine höhere Schmerztoleranz als Männer. Aber auch unter Frauen variiert das Schmerzempfinden. Wer beispielsweise schon jahrelang mit einer Migräne kämpft, der hat bereits Strategien entwickelt, mit Schmerzen umzugehen. Diese Strategien kann man oft auch während der Geburt anwenden.

Emotionale Unterstützung

Man weiss heute, dass die emotionale Unterstützung einer gebärenden Frau eine signifikante Rolle beim Schmerzempfinden hat. Wer sich sicher und geborgen fühlt, wer keinerlei Angst empfindet und sich fallen lassen kann, der stimuliert den Vagusnerv auf nützliche Art und Weise, sodass im Körper Endorphine freigesetzt werden, die eine schmerzstillende Wirkung haben. Unter anderem deshalb kann es eben sehr helfen, eine Doula bei der Geburt dabeizuhaben.

Mentaler Umgang

Für mich gibt es einen Aspekt im Umgang mit Geburtsschmerz, den ich als essentiell erachte: Der mentale Umgang mit ihm. Wir Menschen lehnen naturgemäss alles ab, was unangenehm ist. Diese Aversion verstärkt das Problem meist aber zusätzlich, da nun neben dem blossen Schmerz noch die mentale Verspannung dazukommt, den Schmerz „weghaben“ zu wollen. Der Yoga bezeichnet dieses leidbringende Muster als Dvesa. Im Yoga Mama Kurs gehe ich im Detail darauf ein, wie es dazu kommt, dass wir Leid kreieren und wie wir mit yogischen Tool lernen können, den Schmerz anzunehmen.

Hier geht’s zum Yoga Mama Kurs

Ganzheitliche Geburtsvorbereitung mit Tools aus dem Yoga

Um zu den Schmerz aber annehmen zu können, ist auch wichtig zu verstehen, welche Funktionen der Schmerz hat. Im nächsten Blogartikel erfährst du mehr dazu.

Praktische Vorbereitung!

Es hilft auf alle Fälle, zu wissen, wie der Schmerz uns beeinflusst. Noch wichtiger aber ist es, Strategien zu haben, die gegen den Schmerz helfen und auf die man während der Geburt zurückgreifen soll. Meine Erfahrung als Geburtsbegleiterin zeigt, dass allen voran die Geburtsatmung essentiell ist. Im Yoga Mama Kurs erkläre ich, wie man die Atmung als Tool gegen Schmerz nutzen kann und welche Technik besonders im Umgang mit den Wehen nützt. Weitere nützliche Tools sind Entspannungsübungen und Meditationen. All diese Techniken haben aber gemein, dass sie geübt und praktiziert werden müssen. Ich empfehle deshalb jeder Schwangeren, bereits in der Schwangerschaft eine Praxis zu etablieren und immer wieder bewusst Atemübungen und Techniken zu praktizieren, die das Nervensystem entspannen. Der Online Yoga Mama Kurs ist unter anderem deshalb entstanden: Er bietet die Möglichkeit so oft, und wann immer man will, die praktischen Übungen zu machen.