8 Dinge, die jede Frau übers Wochenbett wissen sollte

Das Wochenbett sei die magischste Zeit im Leben als frischgebackene Mama. Viele Frauen leiden aber in dieser Phase, weil sie eben viele Dinge im Vorfeld nie gehört haben...

Die Geburt bringt uns in Kontakt mit der weiblichen Urnatur – und diese ist nicht wirklich plüschrosa und nach Rosen duftend. Wir werden auf dem Weg in die Mutterschaft mit all den Aspekten konfrontiert, die wir in dieser patriarchalen Gesellschaft sonst eher verdrängen. Um so wichtiger ist es, auf das Blut, die heftigen Emotionen und die Herausforderungen, die ein kleines Baby mit sich bringt, vorbereitet zu sein.

1. Ja klar, dass es blutet. Aber SO?

Der Wochenfluss ist das Blut, das nach der Geburt aus der Yoni fliesst. Es kommt nicht von Verletzungen, wie viele Frauen meinen, sondern von der Plazenta, die sich von der Gebärmutter abgelöst, und dort eine handtellergrosse Wunde hinterlassen hat. Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt verliert man gefühlt wirklich viel Blut. Es ist aber auch hier wirklich nur gefühlt viel. Wer schon einmal menstruierend ein Bad genommen hat, der weiss, wie wenig Blut es braucht, um dennoch nach Horror-Film-Szenarien anzumuten.

In den ersten Tagen nach der Geburt benötigst du deshalb Binden. Und zwar nicht diejenigen, die du vielleicht noch aus deinen frühen Teenager-Jahren kennst, als dir OB’s noch suspekt waren, sondern Binden, die extra fürs Wochenbett konzipiert wurden. Diese Wochenbettbinden bekommst du in jeder Apotheke.

Die gute Nachricht ist: All zu lange, brauchst du diese Binden nicht. Schon nach einer Woche wird die Blutung weniger. Tampons solltest du aber in den ersten vier Wochen nicht benutzen. Ich persönlich finde Menstruationsunterwäsche eine ganz tolle Alternative.

Nach etwa vier bis sechs Wochen sollte der Wochenfluss verschwunden sein. Bis dahin solltest du dir immer wieder bewusst machen, dass das Blut, das aus deinem Körper kommt, dir eine Nachricht mitteilt: „Ich komme aus einer offenen Wunde. Mach langsam“.

2. Wo ist meine Yoni?

Wenn du ein gutes Verhältnis zu deinem Körper und deiner Weiblichkeit hast und neugierig veranlagt bist, dann schnapp dir einen Handspiegel und betrachte deine Vulva. Du wirst sie eventuell kurzfristig nicht wiedererkennen. Wem das zu schaffen macht: Vermeide genauere Untersuchungen in den ersten Tagen nach der Geburt.

Durch die vaginale Geburt sind die Labien (Schamlippen) meistens arg geschwollen. Vielleicht hast du auch ein paar Risschen oder Schürfungen. Gegen die Schwellungen und den Schmerz helfen kühlende Binden und Schmerzmedikamente. Es gibt auch tolle kühlende Sprays. Allerdings sind diese in der Schweiz kaum in Apotheken erhältlich und sollten deshalb schon frühzeitig im Internet bestellt werden.

Die Schwellungen verschwinden nach einigen Tagen. Verletzungen brauchen je nach Schweregrad etwas länger. Fast immer wird die Yoni aber optisch wieder wie früher.

3. Brauche ich jetzt den Mom-Cut?

Ja und Nein. Durch die Hormonumstellung nach der Geburt verlierst du viele Haare. Die gute Nachricht ist aber, dass du nicht wirklich mehr Haare verlierst, also du mit der Schwangerschaft dazubekommen hast. Vielen Frauen wachsen einige Monate nach der Geburt dann wieder Haare nach.

4. Mein Bauch ist immer noch schwanger. Nur nicht mehr prall.

Wenn du geboren hast, verlässt nicht nur dein Baby deinen Bauch. Mit ihm geht viel Fruchtwasser und die Plazenta samt Nabelschnur. Der Bauch bleibt leer zurück. Die Haut aber benötigt Zeit, sich wieder zurückzubilden.

Während das Baby in deinem Bauch gewachsen ist, hat sich auch die Muskulatur im Bauch zur Seite bewegt und die Organe sind an andere Stellen gewandert, um dem Kind Platz zu schaffen. Bis alles wieder an alter Stelle ist, vergeht Zeit. Es ist deshalb normal, dass du nach der Geburt noch immer aussiehst, als seist du im siebten Monat schwanger.

Gib deinem Körper die Zeit, die er benötigt, bis alles wieder an Ort und Stelle ist. Vermeide es, die Bauchmuskulatur stark zu belasten. Beginne frühestens nach etwa acht Wochen mit sportlichen Aktivitäten und nimm an einem Rückbildungskurs teil, um deinen Körper bei diesem Prozess zu unterstützen.

5. Autsch! Sind das etwa noch immer Wehen?

Ja. Nachwehen.

Und die braucht es auch, weil sich so deine Gebärmutter zurückbildet. Nachwehen erleben besonders viele Frauen während dem Stillen. Die dabei ausgeschütteten Hormone helfen der Gebärmutter dabei, sich zusammenzuziehen. Die Gebärmutter ist eigentlich kein Organ, sondern ein Hohlmuskel. Und dieser Muskel muss nun seinen Job tun, in dem er sich wieder verkleinert und zusammenzieht. Je mehr Kinder du geboren hast, desto unangenehmer empfindest du diese Nachwehen vermutlich.

6. Okay – und wie mache ich jetzt Nummer 1 und 2?

Die Angst vor dem ersten Stuhlgang ist besonders bei Dammverletzungen nachvollziehbar aber in den meisten Fällen unbegründet. Im Spital wird dir nämlich Abführmittel verschrieben, wenn es aus medizinischer Sicht ein Risiko gibt, dass sich deine Verletzung verschlimmern könnte. Wenn du also keine Medis verschrieben bekommen hast, darfst du ungehemmt drücken.

Um in die Sache noch etwas mehr zu vertrauen, kannst du aber dafür sorgen, dass der Stuhl nicht zu hart ist: Iss Leinsamen (immer mit viiiiel Wasser einnehmen), eingeweichte Pflaumen und nimm Magnesium zu dir, oder frag auch nach Stuhlweichmacher im Spital.

Eine andere unangenehme Sache ist das Pinkeln. Denn beim kurzen Toilettengang können Schürfungen und Verletzungen brennen. Mir hat es ultimativ geholfen, immer eine Thermoskanne mit warmem! Wasser auf der Toilette deponiert zu haben. Beim Urinieren kann man einfach ein wenig Wasser über den Strahl laufen lassen, um das Brennen zu mildern. Und: Wenn immer möglich, gleich unter der Dusche pinkeln!

7. Von Tränen-Bächen und ausbleibender Liebe…

Tatsächlich erleben viele Frauen heftige oder eben kaum Gefühle nach der Geburt. Das hat mit der Hormonumstellung zu tun: In der Schwangerschaft produziert der Körper Hormone und fährt die Immunabwehr herunter, um das Baby nicht abzustossen. Nach der Geburt muss der Körper sofort umstellen: Fortan geht es darum, ein anderes Lebewesen mit Milch versorgen zu können. Die Hormonumstellung könnte nicht krasser sein.

Wie sich diese Hormonumstellung äussert, ist von Frau zu Frau grundverschieden. Oft kommt es einige Tage nach der Geburt zum sogenannten Babyblues. Der Babyblues kann sich wie eine Mini-Depression anfühlen, er kann mit vielen Tränen einhergehen und dem Gefühl, das Baby wieder abgeben zu wollen. Meistens geht er nach wenigen Tagen wieder vorbei.

Es ist wirklich wichtig, den emotionalen und mentalen Zustand zu beobachten und ernst zu nehmen, denn die postpartale Depression ist eine Krankheit, die gar nicht so selten ist und behandelt werden muss. Wessen Gefühlstief länger als zwei Wochen anhält, wer sich dauernd überfordert, traurig oder ausgeliefert fühlt, wer nicht mehr schläft auch wenn das Kind schlummert – der sollte diesen Selbsttest machen und sich gegebenenfalls Unterstützung (mit der Hebamme, Doula oder Gyni ansprechen!) holen.

8. Das auch noch?! Hämorriden und Blasenschwäche…

Die Geburt macht uns nicht nur zur Mama, sondern hinterlässt ab und an auch ein paar unliebsame Erinnerungen. Schwangerschaftsstreifen, ein neuer Bauch, aber eben auch Hämorriden oder Blasenschwäche oder sogar Stuhlinkontinenz.

Hämorriden sind eigentlich nichts anderes als Krampfadern – an einem unvorteilhaften Ort: dem Anus. Sie treten meistens hervor und können auch bluten. Schuld daran sind Schwangerschaftshormone und das Pressen während der Geburt. Viele der Hämorriden verschwinden von ganz alleine wieder. Ab und an kann es aber vorkommen, dass einige dieser unliebsamen Dinger bleibt. Wenn du dich unwohl fühlst oder Schmerzen hast, dann sprich deine Hämorriden bitte mit deiner Gyni an.

Laut Studien leidet fast jede dritte Frau nach der Geburt unter einer schwachen Blase. Doch das Thema ist noch immer schambehaftet. Fast keine der Frauen sucht sich gezielt Hilfe.

Auch hier gibt es aber eine gute Nachricht: Beckenbodentraining kann wirklich etwas bewirken. Man muss sich nicht mehr damit abfinden, beim Niesen Urin zu verlieren. In einem solchen Fall übernimmt die Krankenkasse gezielte Physiotherapie für den Beckenboden. Aber auch hier: Die bekommt man natürlich nur dann gutgesprochen und verschrieben, wenn man die Probleme beim Namen nennt.

Stillen?! Ein ganz eigenes Kapitel mit unendlich vielen Dingen, die man wissen sollte…

und deshalb folgt in Kürze dazu ein eigener Text.

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